16. Mai 2022

Der Girls’ Day bei einer Webdesignerin

Am 28.04. fanden in Deutschland der Girls’ Day und der Boys’ Day statt. An diesem Tag dürfen junge Schüler in Berufe schnuppern, die oft noch als typisch männer- oder frauengeprägt gelten. Zum Beispiel arbeiten an Grundschulen oder Kindergärten fast nur Frauen. In gut bezahlten technischen Berufen oder in Führungsetagen sind hingegen überwiegend Männer zu finden.

Auch in der Gründerszene sind Frauen noch unterrepräsentiert. Sechs Männern stehen nur vier Frauen gegenüber, die den Schritt in das Unternehmertum wagen. Doch es werden stetig mehr Frauen, die sich selbstständig machen. Seit kurzem gibt es die Plattform 2030, die Unternehmerinnen zu mehr Sichtbarkeit verhilft. Die Gründerinnen Fiona und Susanne freuen sich über viele Geschäftsprofile!

Die zwölfjährige Laura wollte den Mädchen-Zukunftstag nutzen, um einen Einblick in den Arbeitsalltag einer selbstständigen Webdesignerin zu bekommen. Sie fand mich im Internet und nach einem netten Telefonat sagte ich ihr gerne zu. Wir freuten uns auf den Tag und waren beide etwas aufgeregt. Denn auch für mich war es eine Premiere.

Larissa entwickelt ihr Logo am Computer weiter

Mein Weg in die Selbstständigkeit als Webdesignerin – ein kleiner Exkurs

Der Besuch von Laura am Girls’ Day war schon ein besonderes Ereignis für mich, denn mir wurde bewusst, welchen Weg ich bereits hinter mir hatte. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich in Lauras Alter war. Schon damals mochte ich es, schöne Geschenke selbst zu basteln oder mit den verschiedenen Funktionen meiner Digicam zu spielen. Oder auch den ersten Liebeskummer in kreativen Tagebuch-Kritzeleien zu verarbeiten.

Im Laufe meiner Schulzeit machte ich verschiedene Praktika (bei einer Modedesignerin, in einem Fotostudio und in einer Druckagentur). Im Kunst-Leistungskurs war ich mir dann sicher, dass ich etwas Kreatives studieren will. Also bewarb ich mich mit einer Mappe für ein Kommunikationsdesign-Studium an verschiedenen Hochschulen.

Meine Wahl fiel schließlich auf die Hochschule Darmstadt. Innerhalb von elf Semestern konnte ich mich in allerlei kreativen Disziplinen austoben: Fotografie, Typografie, Illustration, Film, Drucktechnik usw. Ich machte auch ein Auslandssemester in London und weitere Praktika bei verschiedenen Grafikbüros. Mit meiner Diplomarbeit spezialisierte ich mich auf Grafik- und Webdesign.

Ich arbeitete dann mehrere Jahre in Werbeagenturen und sammelte wertvolle Erfahrungen. Währenddessen wuchs meine Motivation, mehr eigene Kunden und Projekte zu haben. Dies setzte ich Schritt für Schritt erst nebenberuflich um – und nun arbeite ich komplett selbstständig. Mein Business ist zu einem wichtigen Ausdruck für meine Persönlichkeitsentwicklung geworden. Das war mein eigener Werdegang bis heute und ich bin gespannt, welchen Weg Laura beschreiten wird.

Larissa entwickelt ihr Logo am Computer weiter

Lauras Berührungspunkte mit Grafikdesign

Nachdem ich Laura meine Geschichte erzählt hatte, zeigte sie mir ein paar ihrer Zeichnungen, Collagen und Papier-Bastelarbeiten. Besonders gern mag sie Manga-Figuren. Solche erstellt sie auch digital mit der App „Gacha Life“ auf ihrem Smartphone. Sie bearbeitet diese dann nachträglich und animiert sie zu einer Geschichte.

Außerdem erstellt sie Grafiken mit Scratch. Scratch ist die weltweit größte Coding-Community für Kinder. Es handelt sich hierbei auch um eine visuelle Programmiersprache, mit der junge Menschen ganz einfach digitale Geschichten, Spiele und Animationen erstellen können. Als „Digital Natives“ kommunizieren Laura und ihre Freunde über Instagram und TikTok.

Larissa entwickelt ihr Logo am Computer weiter

Der Ablauf eines typischen Projekts im Grafik- und Webdesign

Ich wollte Laura die verschiedenen Schritte eines typischen Designprojekts zeigen. Dafür durfte sie sich zuerst selbst ein eigenes Logo kreieren. Ich bat sie darum, sich ein paar Gedanken über sich selbst zu machen: Was macht Laura aus? Was prägt ihre Persönlichkeit? Und wie kann man dies in einem Logo visuell ausdrücken?

Sie zeichnete die Buchstaben ihres Vornamens in einem zu ihr passenden Stil – erst mal analog mit Bleistift und danach digital in einem Vektorprogramm. Sie verfeinerte die Linien und färbte die Buchstaben in ihren Lieblingsfarben ein. Dann exportierten wir das Logo fürs Web.

So könnte man das fertige Logo dann in eine Website einbauen und diese dazu passend gestalten. Ich zeigte Laura ein paar Beispiele von Webseiten und erklärte ihr grob die Grundlagen zum technischen und gestalterischen Aufbau. Dabei fielen Begriffe wie World Wide Web, HTML und CSS, Navigation, Header und Footer, Sitemap, Homepage und Unterseiten, Buttons, Icons, Responsive Design, … Für die praktische Anwendung durfte sie mir über die Schulter schauen, während ich mit dem CMS (Content-Management-System) WordPress das Redesign einer Website für einen Kunden anging.

Larissa entwickelt ihr Logo am Computer weiter

Mein Girls’ Day mit Laura – ein rundum gelungener Tag

Am Ende des Mädchen-Zukunftstags beantwortete ich noch ein paar Fragen von Laura zu meinem Arbeitsalltag als Web­designerin. Ich ermutigte sie außerdem dazu, weiter ihrer Freude nachzugehen und ihre ganz persönliche Kreativität zu entfalten. Denn was gibt es Schöneres, als die eigenen Fähigkeiten zu entdecken und andere damit zu inspirieren?

Ich bin sehr dankbar für alle Experten, die mich auf meinem Weg zur selbst­ständigen Designerin unterstützt haben. Darum teile auch ich nun gerne mein Wissen und meine eigenen Erfahrungen mit anderen. Denn wir alle können so viel voneinander lernen.

Kommentare

5 Kommentare

  1. Natalie

    Was für ein schöner Einblick in deinen eigenen Werdegang und den Tag mit Laura. Eine Inspiration und ein echter Mutschubser für uns alle, unserem eigenen Weg zu folgen und unsere Talente zu nutzen. Vielen Dank dafür!

    Antworten
  2. Fiona Ruff

    Liebe Larissa,

    ein toller Beitrag! Und wie wichtig und klasse, dass Du eine Schülerin bei Dir zum Girls Day hattest. Du hast sie mit Sicherheit inspiriert und etwas geholfen, herauszufinden, was sie später beruflich nachgehen will. Wunderbar 🙋‍♀️
    Danke auch für die Erwähnung unserer neuen Plattform 2030 🤗

    Antworten
    • Wowa

      Hat Spaß gemacht zu lesen.
      Ich denke Laura hatte auch viel Spaß an dem Tag mit dir 🙂

      Antworten
  3. Moto Watanabe

    Liebe Larissa,

    herzlichen Dank für Deinen wunderbaren Bericht und Deine Arbeit, mit der Du den Menschen hilfst ihre Kreativität einen besonderen Ausdruck zu geben! 🙂

    Lisa, Yasu und Moto

    Antworten
  4. Gabriele

    Schön, das du andere inspirierst und ermutigst, ihren Weg zu finden.

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Newsletter abonnieren

Erhalte meine Blogbeiträge ca. 1 Mal im Monat direkt in dein Postfach.
Newsletter abonnieren auf dunkel